Es weihnachtet sehr.

Ich wünsche Euch allen ein frohes Fest mit der üblichen Völlerei im Kreise eurer Lieben. Wenn ihr Euch dann noch bewegen könnt, wäre beispielsweise der Krumbacher Wiedemanns-Keller am Freitag eine gute Wahl für einen Christmas-Ausflug. Nen Christbaum zum Loben gibts zwar nicht, aber die Conny hortet für durstige Kehlen ja auch gegen Bares den einen oder anderen leckeren Likör.

Übrigens: Mich gibts jetzt auch auf Instagram.

Wie schön ist das eigentlich?

 

Kofelgschroa in Krumbach.

Mit stoischer Gelassenheit und bajuwarischer Coolness vorgetragen, wiederholen sich zur von Alphorn und Akkorden gemalten Alpen-Melancholie wieder und wieder dieselben magischen Zeilen: „Die Wäsche trocknet an der Sonne. / Die Wäsche trocknet auch am Wind. / Die Wäsche trocknet auch am Licht. / Wie schön ist das eigentlich?“

Man würde die Schönheit der Reduktion in ihren Liedern preisen – wenn ein Wort wie „Reduktion“ auf Kofelgschroa angewandt nicht so deplaziert wirken würde. Authentizität ist ein Wort, dass viele moderne Musiker in diesen Tagen für sich in Anspruch nehmen. Aber kaum ein Künstler ist so wenig affektiert wie die vier Alpenhippies aus Oberammergau. Keine Hipsterbärte, keine engen Jeans und keine Jutebeutel. Stinknormale Alltagsklamotten und in Interviews eine höchst symphatische bayerische Maulfaulheit. Durch ihre schiere Präsenz karikieren sie den krakelenden Marketing-Medienbetrieb. Tenorhorn statt Targeting.

Bezeichnend ist diese kleine Legende: Kofelgschroa wurden vom großen, etablierten on3 Festival für einen Auftritt angefragt. Karten dafür sind sehr begehrt und ruck-zuck ausverkauft. Die Antwort der Oberammergauer: „Na, mir ham an Auftritt, und danach wolln mer noch zamsitzen und a Bier trinkn.“
Die Herren nehmen sich selbst nicht zu wichtig und erfreuen sich lieber der Schönheit des Daseins, die sie in ihren morbid-munteren Texten feiern. Simple Worte, tiefgründig aneinandergereiht, tummeln sich inmitten gleichermaßen schlichter wie eingängiger Melodien, die Bilder von gemütlichen Alpenlandschaften malen und so eine Stimmung irgendwo zwischen Alpen-Idyll und kritisch-trotziger Querköpfigkeit erzeugen – als würden Karl Valentin und Gerhard Polt eine Stubenmusik auf einer einsamen Alm sprengen.

Nach dem erfolgreichen Film „Frei.Sein.Wollen“, der Maxi, Martin, Michael, Matthias und ihre ureigenen Perspektiven gekonnt einfängt, hat das Quartett nun seinen zweiten Longplayer im Gepäck. Song-Perlen wie „Zehnminutentakt“ knüpfen da an, wo das Debütalbum aufgehört hat. Organisiert vom subKult-Team, kommen die Jungs am 12. Dezember in den Krumbacher Stadtsaal. Wie schön ist das eigentlich?

Termin: Samstag 12.12.2015
Veranstaltungsort: Stadtsaal Krumbach
Einlass: 19.00 Uhr
Beginn: 20.00 Uhr
Preis Vorverkauf: 17,- Euro
Preis Abendkasse: 19,- Euro
Vorverkaufsstellen:
Sparkasse Krumbach, Marktpatz 2, Krumbach
Bücher Thurn, Karl-Mantel-Str. 3, Krumbach
Café Fahrenschon, Fürst-Fugger-Str. 19, Babenhausen
Musikbar on the rocks, Hofgasse 3, Günzburg
Weitere Infos auf http://www.facebook.com/kru.subkult

Zur Facebook-Veranstaltung.

 

Diesen Pressetext habe ich für das anstehende Kofelgschroa-Konzert von subKult im Krumbacher Stadtsaal verfasst.

Tea Time auf Türkisch.

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Neulich in Feuerbach. Jeden Donnerstag warte ich an der selben Stelle auf meine Mitfahrgelegenheit nach Ulm. An jenem winterlich kalten Abend hatte die Dame etwa zehn Minuten Verspätung – nicht ungewöhnlich angesichts der geradezu lächerlich überlasteten Stuttgarter Strassen. Während der unangenehme Wind erfolgreich Wege suchte, meine wärmende Jacke zu durchdringen, studierte ich die an jedem Strassenlaternenpfahl auffindbaren Aufkleber und das darauf enthaltene Angebot an systemkritischen Botschaften. Auch einer kleinen Plakatwand mit großformatigen Ankündigungen diverser türkischer Kulturveranstaltungen widmete ich ein wenig Aufmerksamkeit, ohne jedoch viel mehr als „biletler“ oder „euro“ zu verstehen.

Eine knappe Viertelstunde verbrachte ich auf diese umspektakuläre Weise. Völlig unerwartet stand plötzlich ein älterer Herr vor mir. In der Hand hielt er türkischen Cay im typischen Glas. „Komme rein, viel zu kalt zum draussen Stehen.“, erläuterte er, während er mir das heisse Getränk in die Hand drückte. Offenbar war der Mann Inhaber oder Geschäftsführer des türkischen Imbisses, vor dem ich jede Woche einige Minuten rumlungere. Ich folgte ihm und nahm Platz. Als ich bezahlen wollte, antwortete er nur mit einem entschlossenen „Bezahlen nicht nötig“.

Diese Art von Empathie vermisse ich bei den besorgten Bürgern, die so gerne Stolz auf Deutschland sein wollen.

Backe, backe, Kuchen…

Nun bin ich nicht gerade bekannt für mein Talent, kulinarische Köstlichkeiten zuzubereiten. Mein Brötchengeber online-druck.biz auch nicht – aber in der Digitaldruckerei versteht man sich darauf, Bücher herzustellen. Eines der in Krumbach gedruckten Werke ist das sehr hübsche und mit orginellen Rezepten prall gefüllte „Backen mit Olivenöl“ von Sonja Roost-Weideli. Meine Eindrücke zu diesem Buch könnt ihr jetzt im online-druck.biz-Blog nachlesen.

Videoreportage: Deutsch-türkische Krumbacherinnen.

Nach vielen Stunden Arbeit findet ihr nun meine erste Videoreportage, entstanden im Rahmen meiner Weiterbildung an der SAE Stuttgart. Thema sind türkischstämmige Krumbacherinnen. Dabei habe ich mich bemüht, einen möglichst repräsentativen Querschnitt zu finden. Ich sprach mit der in Krumbach durch diverse Auftritte bekannten alevitischen Sängerin Elif Polat, außerdem mit Hanife Bat, die für die VHS einen Türkisch-Kurs gibt, sowie die beiden Schülerinnen Dilara und Meziya Yüksel.

Besonderer Dank gebührt neben den Protagonistinnen vor allem meinen Dozenten und Tutoren an der SAE Stuttgart und nicht zuletzt dem famosen Markus Bürkel, der weder mit seinem  Equipment noch mit seiner Erfahrung gegeizt und mich hervorragend unterstützt hat.

Seht mir bitte den an manchen Stellen nicht ganz optimalen Ton nach – das war meine erste Produktion dieser Art. Ich habe auf jeden Fall eine ganze Menge dabei gelernt und werde mit Sicherheit noch weitere ähnliche Projekte angehen.

Von Nymphen, Johnny und einem beleuchteten Piano.

Einmal mehr gab es im Krumbacher Wiedemanns Keller einen gemütlichen Konzert-Abend. Eben noch im Ulmer Roxy, schon bei der Krumbacher Stubenmusik: die verpeilt-charmanten Zwillinge Undine & Roxane aus Ulm. Was die beiden so alles zu singen und auch aus dem vielzitierten Nähkästchen zu plaudern hatten, erfahrt ihr in meinem Bericht für die Mittelschwäbischen Nachrichten.

Hier gibt es noch eine handvoll Bilder vom Konzert.

Von Morder nach Bruchtal.

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Eine fiktive Reportage schreiben. Das war die Vorgabe bei einer Übung am SAE-Institute. Als passionierter Freizeit-Nerd hab ich mich dazu entschlossen, mir das bewegende Schicksal des Orks Grishnak Schädelspalter aus der leicht gerümpften Nase zu ziehen.

 

Die mächtige Axt saust krachend nieder. Holz splittert, als der Schild zerbricht. Ein Hieb, der sicher auch einen Schädel spalten könnte. „Grishnak nicht mehr Schädel spalten“, verkündet die wuchtige Gestalt grinsend. Sein kehliger Akzent verrät ihn: Grishnak ist ein Ork. Ein schlanker Elb rappelt sich mühsam auf und wischt sich dann elegant den Staub vom edlen Gewand. „Grishnaks Hiebe bergen die Kraft eines Trolles“, kommentiert der Waldbewohner, während er sein Schwert im hohen Gras sucht. Die beiden Krieger haben gekämpft – aber nicht auf Leben und Tod, sondern um ihre Reflexe zu trainieren. Jetzt schlendern sie gemeinsam in die nahe Taverne, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Vor wenigen Monden noch wäre das für Grishnak undenkbar gewesen.

Wie viele andere Orks auch, stammt Grishnak aus einer anderen, finsteren Welt. Grishnak wuchs in Mordor auf. Nervös bohrt er in der Nase, während er angestrengt über seine Vergangenheit nachdenkt. Er spricht nicht gerne drüber. Wenn sich seine Stirn in Falten legt, weiß man nicht, ob er zum Erzählen ansetzt – oder zu einem kräftigen Fausthieb. Er wuchs auf in einer von Gewalt bestimmten Gesellschaft. Das Recht des Stärkeren war oberstes Gebot. Wer sich diesem Diktat nicht unterwarf, ging unter. Und Grishnak war oft kurz davor.

„Als Grishnak noch klein, Grishnak gerne Baden in Sumpf.“ Ein für unser Verständnis fremdes Vergnügen. Aber das Bad im schwarzen Schlamm ist für Orks eine äußerst entspannende Angelegenheit, mit hoher sozialer Komponente. Freilich ist das nicht mit den zivilisierten Freuden eines Badehauses in Bruchtal zu vergleichen. Dennoch: hier treffen sich Saurons Krieger, um sich nach Herzenslust im klebrigen Matsch zu suhlen. So manche Kriegerfreundschaft wurde hier geboren. Grishnak erinnert sich: „Oglok erste mal gesehen in Schlamm. Oglok hauen Grishnak. Oglok stark. Grishnak hauen Oglok. Grishnak auch stark. Dann Oglok und Grishnak Freunde.“

Flegeljahre in Gondor

Die ersten Raubzüge in Gondor waren Grishnaks Sturm-und-Drang Zeit. Ausgelassenes Morden und Plündern – das war sein Ding. „Oglok stechen Mensch tot, nehmen sein Axt und hauen andere Mensch tot“, freut sich Grishnak. Bewunderung kennzeichnet die ausufernden Gesten, mit denen er seine Erzählung untermauert. Der Elb, der neben ihm hier in der Taverne sitzt, zuckt bei jeder Bewegung des Orks zusammen.

In jenen Tagen begann es, dass Saruman, der weiße Zauberer, die ersten Uruk-Hai züchtete. „Uruk-Hai!“ Grishnak haut mit seiner groben Faust so heftig auf den Tisch, dass der Weinpokal des Elben umfällt und sein roter Inhalt sich über den Tisch ergießt.

Rot war auch das Blut, dass die Uruk Hai in Rohan vergossen. Die mächtigen, disziplinierten Krieger – gezüchtet aus Orks und Bilwis-Menschen – waren bekannt für Ihre Zähigkeit, ihre Ausdauer und ihre absolute Loyalität gegenüber dem mächtigen Magier. Das Bündnis der zwei Türme – Minas Tirith und Minas Morgul – bedrohte die freien Reiche der Menschen, Elben und Zwerge. Doch unter der Oberfläche brodelte es.

„Uruk Hai Verräter! Sein halbe Menschen! Kämpfen für Menschen!“ Eine tiefe Kluft lag zwischen den Elite-Kriegern der Uruk-Hai und dem Kämpfer-Prekariat der Mordor-Orks. Während die Uruk Hai in schicken einheitlichen Rüstungen mit einer durchdesignten CI (Wer kennt nicht die weiße Hand, die mittlerweile ein beliebter Merchandising-Artikel wurde?) und hochwertigsten Klingen aus hippem schwarzem Stahl ausgestattet waren, mußten sich die Mordor-Orks weitgehend mit rostigen Schwertern, grobschlächtigen Äxten und zusammenimprovisierten Rüstungen aus geplünderten Resten begnügen. „Wenn kämpfen gegen hässliche Menschen und stinkende Elben…“ – Grishnak unterbricht sich kurz selbst und blickt entschuldigend zu dem Elben neben sich, der gerade versucht, die Reste des umgekippten Weines zu retten. „…immer Uruk aus Mordor sterben. Legolas schießen Pfeile, immer wir sterben. Mordor-Uruk nie töten Hauptrolle.“ Girishnak redet sich förmlich in Rage. „Und Uruk-Hai? Uruk-Hai immer kämpfen gut. Für Menschlein schwer, Uruk-Hai zu töten. Und Uruk-Hai töten mächtigen Boromir.“

Es spricht Neid aus Grishnaks Stimme. Kann man es ihm verdenken? Tatsächlich sind es stets die Uruk-Hai, die im Ringkrieg glänzen. Sie sind es, die Rohan ins Chaos stürzen. Vor ihnen fürchten sich die Soldaten in den Reihen Gondors. Und sie sind es, die Saurons Sieg vorbereiten. Auf die Mordor-Orks hingegen schaut man verächtlich herab. Kein Krieger nimmt sie ernst, wenn sie nicht gerade in großen Horden auftauchen. Sie werden als degenerierte Kreaturen dargestellt, unfähig, einen geraden Satz zu formulieren.

Der schlimmste Tag kam für Grishnak, als seine Kampfgruppe zusammen mit einigen Mordor-Orks durch Rohan marschierte. „Nicht marschieren! Rennen!“, korrigiert Grishnak wütend. Die Uruk-Hai rannten mehrere Tage lang durch. Auf strauchelnde Mordor-Orks wurde keine Rücksicht genommen. Pausen? Fehlanzeige. Sie trugen zwei Hobbits bei sich. Der Hunger der Mordor-Orks, die seit Tagen nichts gegessen hatten, wurde unerträglich. Sie zogen in Erwägung, die Hobbits einfach zu verspeisen. Aber die Uruk-Hai verhinderten dass. Stattdessen schlachteten sie kurzerhand einen Mordor-Ork. Endlich wieder Fleisch auf dem Speiseplan.

Der mächtige Kiefer, aus dem zwei beeindruckende Hauer ragen, bebt kaum merklich. Bisweilen liegt ein Anflug von Traurigkeit auf seinen tiefliegenden Schweinsäuglein, wenn Grishnak über diesen Moment berichtet. Der Ork, der zum Futter für die Krieger wurde, war Oglok. Grishnaks zerfurchtes Gesicht zeugt von ehrlicher Zuneigung für seinen so würdelos gefallenen Kameraden. Im Augenblick seines Todes fiel Grishnaks Entschluss.

„Grishnak nicht mehr Saurons Krieger. Grishnak gehen.“. Und tatsächlich: Grishnak ging. Er floh durch die Lande der Menschen, schlug sich mit Hilfe einer Ostling-Schlepperbande zu Fuß nach Rohan durch. Dabei mußte er immer auf der Hut sein vor den aufgebrachten Reitern von Rohan, die jeden Ork erschlugen, den sie finden konnten. „Uruk Hai nicht mögen Girshnak. Pferdemenschen nicht mögen Grishnak. Spitzohren auch nicht mögen Grishnak.“ Auch in den Wäldern Lorens war Grishnak nicht willkommen. Statt ihm möglichst theatralisch sein Schicksal weiszusagen, liess Galadriel den Ork davonjagen und drohte damit, ihn mit Pfeilen zu durchbohren, sollte er wiederkehren.

Doch Grishnak ließ sich nicht entmutigen. Er schlug sich bis nach Bruchtal durch. Heute sitzt er im tänzelnden Pony und gibt dem Elben einen neuen Pokal Wein aus. „Grishnak ist im Grunde seines Herzens ein guter Kerl. Wir können viel von ihm und seiner Sicht auf die Welt lernen“, resümiert sein elbischer Freund, der nicht möchte, dass sein Name veröffentlicht wird. Es gibt viele Vorurteile gegen Orks. Vor allem konservative Zwerge schauen mit Verachtung auf den fremden Krieger. Sie feinden auch die Elben und Hobbits an, die dem Ork helfen. „Besonders große Sorgen macht uns derzeit die BEGODA. Beutelsender gegen die Orkisierung des Auenlandes“. Der Elb sieht in der Bewegung eine Gefahr für den Frieden und eine von radikalen Kräften geschürte Ansammlung Unzufriedener. Sie nennen sich selbst „besorgte Bürger des Auenlandes“ und bedienen sich vordergründig einer aufklärerischen Rhetorik. „Sie agieren sehr geschickt. Das macht mir wirklich Sorgen, denn sie spielen gekonnt mit den Ängsten, die in den Köpfen vieler Auenländer vorhanden sind. Wir leben in unsicheren Zeiten – die Mär vom bösen Ork, der dem braven Bürger von Hobbingen seine Tochter raubt, fällt auf fruchtbaren Boden. Doch diese Zeiten sind lange vorbei.“

Grishnak wird oft angefeindet. So mancher Hobbit hat ihn schon wütend mit Kartoffeln beworfen und als Wirtschaftsflüchtling diffamiert. Das ein Ork in seiner Heimat wirklich Verfolgung und massivem Druck ausgesetzt war, kann man sich hier nicht vorstellen. „Die wollen doch nur unsere köstlichen Tüften wegfuttern. Neulich zwischen erstem und zweitem Abendbrot, kam dieser Strolch an unserer Hobbithöhle vorbei. Mir ist nicht entgangen, wie er gierig auf unser Essen schielte“, erzählt der aufgebrachte Beutelsender Reto Hüttinger.

Orkkrieger mit Zwergenaxt.

Das Zusammenleben ist schwierig. Aber es gibt auch gerade unter den Elben viele, die sich klar und deutlich von BEGODA und den Vorurteilen abgrenzen. Wie unser namenloser elbischer Freund, der sich gerne mal mit Grishnak zu Übungskämpfen trifft. „Wir können beide davon lernen. Offen aufeinander zugehen, sich austauschen – und den Gegenüber unabhängig von Haut- und Fellfarbe, Sprache und Länge des Hauers akzeptieren“, träumt er laut, während Grishnak eine Hammelkeule verschlingt. Die hat ihm eine Hobbitfamilie spendiert, die schüchtern, aber freundlich vom gegenüberliegenden Tisch herüberwinkt. Man lernt, miteinander auszukommen.

Die Spendenbereitschaft ist sehr groß. Grishnak und zwölf weitere Orks, die in den letzten Wochen hier angekommen sind, können sich nicht beklagen. Sie haben viele Kleider und auch Waffen von den hiesigen Anwohnern bekommen. Das Elbenhemd sitzt vielleicht nicht perfekt, und die Zwergenaxt ist etwas zu klein – aber das bunte Bild der Orkkrieger von Bruchtal macht Hoffnung und Mut. Vielleicht sind Grishnak und seine Freunde die Vorboten einer neuen Generation von Orks. Ein pensionierter Gelehrter aus Minas Tirith bringt den Orks Abends die Menschensprache bei. „Sie machen große Fortschritte“, freut sich der ältere Mann mit dem weißen Haarkranz. Die ehrenamtliche Arbeit scheint ihn nicht anzustrengen, sondern glücklich zu machen. „Man lernt diese Kreaturen von einer ganz anderen Seite kennen.“

Das bestätigt auch Loretta Grünblatt. Die Elbin aus Lorien hat die Tanzgruppe „Mittelerder Kreis der Harmonie“ gegründet. Neben einigen Elben, Menschen und Hobbits tanzt hier auch Grishnak mit. Noch wirkt er etwas unbeholfen, aber schon bald wird er sicher leichtfüßig und anmutig wie Arwen Abendstern höchstselbst über die sanften Hügel des Auenwaldes tanzen. Diese Momente der Normalität – so unkonventionell sie auch wirken mögen – verschaffen den Ork-Flüchtlingen Momente der Normalität. Und Gelegenheiten, aufzuatmen.

Dem Engagement des Helferkreises ist es zu verdanken, dass Grishnaks Wunden heilen können. Nicht nur die Narben, die die Schwerter der Menschen ihm geschlagen haben. Sondern auch die Narben auf seiner Seele, die das grausame ungleiche System Saurons über ihn brachte.